Gazela
Gazela

Dunkelheit

Ich hörte das gleichmäßige und ruhige atmen des Mannes, mit dem ich die erste gemeinsame Nacht in seiner Wohnung verbrachte. Wir hatten einen wunderschönen Abend und waren spät ins Bett gegangen. Als eitle Kurzsichtige Frau hatte ich meine Kontaktlinsen erst kurz vorher rausgenommen. Eigentlich viel zu spät, ich merkte es daran, dass meine Augen brannten.

OK – Schlaf tut meinen Augen gut und morgen früh werden meine Augen nicht mehr gerötet sein.

Mitten in der Nacht wurde ich wach und öffnete meine Augen. NICHTS! Dunkelheit soweit das Auge reicht! Mein Herzschlag erhöhte sich schlagartig, mein Puls raste nach oben.

Meine Atmung wurde schneller und Sauerstoff füllte meine Lungen.

 

Blind! Ich bin Blind geworden! Nein! Panik stieg in mir auf und meine Hand suchte den Nachttisch nach meiner Brille ab. Als meine Finger sie endlich berührten, griff ich fest zu und setzte sie mir auf die Nase. Was ich sah war Nichts – immer noch vollkommene Dunkelheit.

Benommen und keinen klaren Gedanken fassend wühlte ich mich unter der Bettdecke hervor, schwang die Füße nach außen und stellte mich hin. Mein Gleichgewichtssinn ließ mich jetzt auch noch im Stich und ich taste mich an der Bettkante entlang erst runter und dann nach rechts in Richtung Tür.

Die Hände nach vorne gestreckt fühlte ich nach einer Ewigkeit, die nur wenige Sekunden gedauert haben kann, endlich den Türrahmen und die Türklinke. Ich öffnete die Tür und tapste in den Flur wo ich nach einigen misslungenen Versuchen dann doch den Lichtschalter traf.

Helles Licht erfüllte den Flur. Erwacht, wie aus einem Albtraum, beruhigte ich mich langsam. Ich war nicht erblindet und konnte alles sehen.

Er wohnte in einem kleinen Dorf im dem nachts die Straßenlaternen abgeschaltet wurde und es war ein bewölkter Himmel. Daran gewöhnte ich mich als Stadtkind nur langsam.

 

 

 

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© Heidi Lesch